Essays

Diese Seite drucken

„Warum ein Verein ?”

von Michael Otto

Einer Umfrage (1) aus dem Jahr 2014 zur Folge hat Deutschland die meisten FKK-Anhänger. Mit 28 Prozent aller befragten Deutschen liegt man gleichauf mit Österreich (ebenfalls 28%) - vor Norwegen (17%) und Spanien (17%).
28 % aller Deutschen ? ... die Vereine müssten ja „voll” sein, oder ?
Leider nicht, denn eine großer Anteil der Befragten, sind so genannte „Ferien-FKKler” und „Urlaubs-FKKler”, welche sich nur wenige Wochen im Jahr dem hüllenlosen Erlebnis hingeben - und, nicht zu vergessen, die „wilden FKKler”, die überall gerne nackt sind ... eben nur ncht in einem Verein.
Der Gedanke, einem FKK-Verein beizutreten, bleibt für diese Gruppen mit der Vorstellung eines „Vereinsmuffels” verbunden - und ein „Vereinsmuffel” will ja niemand gerne sein.

Aber das Bild der Vereine hat sich gewandelt. Heute gibt es in ganz Europa über 500 FKK-Vereine, in denen sich mehrere hunderttausend modern und aufgeschlossen denkende Mitglieder jeder Altersstufe ganz offensichtlich sehr wohl fühlen.

Nacktwanderungen ... FKK-Vereine - jede Tätigkeit, die in irgendeiner Weise gemeinschaftlich unternommen wird, braucht eine gewisse Organisation. Organisation/Organisator sorgen für eine feste und sichere Basis, auf die sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer verlassen können. Bei einer Nacktwanderung wäre dies jeweils immer nur ein zeitlich begrenztes Projekt, während der Eintritt in einen Verein eine langfristige Entscheidung ist.
Warum also in einen Verein eintreten, eine Aufnahmegebühr und einen monatlichen Beitrag zahlen? Und sich dann auch noch den Verinsvorschriften (Satzung) unterwerfen, nur um nackt sein zu können?!

»Was immer man gegen „Vereinsmeierei” sagen mag - letztendlich sind die in jedem Verein aus gemeinsamen Interesse entstandenen Freundschaften und Beziehungen der Mörtel, der die Mitglieder auch über den Vereinszweck hinaus, zusammenhält« (Zitat: Dominique Sand)
Schaut man sich als „Vereins-Neuling” (oder auch als interssierter Besucher) in einem Verein genauer um, so wird man schnell feststellen, dass es zahlreiche Spiel- und Sportanlagen gibt, Ruhezonen, Bademöglichkeiten, meist auch eine Sauna, Stellflächen für Wohnwagen und Zelte, Geländehütten, und so weiter. Und nicht wenige FKK-Vereine verfügen über bessere Anlagen, als die „normalen” Sportvereine.
Bezeichnen wir es mal als eine „private Infrastruktur”, die eben durch die Mitgliedsbeiträge finanziert wird.

Nun, eine Geländehütte stellt sich nicht von selber hin - hier ist Gemeinschaft gefragt, beim Aufbau können alle helfen, Frauen und Männer, groß und klein. So ein Aufbau wird dann zu einem gemeinschaftlichen Erlebnis. Jeder kann sich bei einem derartigen Projekt einbringen, wie er möchte/kann. Und selbst Kinder und Jugendliche profitieren von einem solchen gemeinschaftlichen Projekt ... sie lernen von den Erwachsenen.



Hier haben wir nun ein bedeutendes Wort:

Gemeinschaft

Ein Wort, welches wir einmal im wahrsten Sinne des Wortes groß schreiben sollten: GEMEINSCHAFT !
Natürlich ist auch eine Gruppe von Nacktwanderinnen und Nacktwanderern eine GEMEINSCHAFT, allerdings eher eine „lockere Gemeinschaft”, denn in einer Gemeinschaft sind alle Mitglieder durch ein starkes „Wir-Gefühl” (→ Wikipedia) eng miteinander verbunden. Zum Beispiel: »WIR haben die Geländehütte alle zusammen gebaut«. Aus der Gemeinsamkeit etwas Großes zu erschaffen ist der „Dreh- und Angelpunkt” einer Gemeinschaft.

Dieses „Große” kann dann eine fertige Geländehütte, aber auch der Sieg in einem sportlichen Wettkampf gegen andere Vereine sein.
Jedenfalls etwas, was man gemeinschaftlich erschaffen/errungen/erreicht hat.

 

(1) - Umfrage des Online-Reiseportals Expedia unter 11.165 Erwachsenen aus 24 Ländern

zurück